Pressemitteilung
Aurubis und enercity schließen Vertrag über die Lieferung von CO2-freier Abwärme für die östliche Hafencity
Hamburg | Freitag, 17. Februar 2017
Die Aurubis AG und die enercity Contracting Nord GmbH unterzeichneten heute im Beisein von Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan einen Vertrag über die Nutzung von industrieller Abwärme zur Versorgung der Hafencity Ost. Zukünftig können so mehr als 20 000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) im Jahr eingespart werden.
In dem Vertrag vereinbaren die Partner, industrielle Abwärme aus dem Hamburger Aurubis-Werk für die energieeffiziente Fernwärmeversorgung der östlichen Hafencity zu nutzen. Hierzu koppelt Aurubis Wärme aus, die während der Umwandlung von Schwefeldioxid - ein Nebenprodukt, das bei der Kupferschmelze anfällt – zu Schwefelsäure entsteht. Diese industrielle Abwärme ist nahezu frei von CO2, so dass durch ihre Nutzung ein Ausstoß von mehr als 20.000 Tonnen CO2 im Jahr vermieden wird. Rund die Hälfte davon entsteht durch die Verdrängung von Erdgas-Nutzung zur Dampferzeugung auf dem Aurubis-Werksgelände, die andere Hälfte kann durch die Lieferung der Abwärme an enercity vermieden werden. Allein in der Hafencity Ost werden im Endausbau (Ziel: 2029) rund 4.500 t CO2 pro Jahr eingespart. Aurubis liefert die Wärme bis an seine Werksgrenze. Die Abnahme der Wärme sowie deren Besicherung und Weitertransport zur Nutzung im Wärmeversorgungsgebiet erfolgt durch die enercity Contracting Nord GmbH, einer in Hamburg ansässigen 100 %-Beteiligung von enercity.
Die Wärme entnimmt Aurubis aus der sogenannten Kontaktanlage, in der das im Prozess anfallende, gasförmige Schwefeldioxid in flüssige Schwefelsäure umgewandelt wird. Sie besteht aus insgesamt drei Strängen. Aus jedem einzelnen können jährlich etwa 160 Mio. Kilowattstunden (kWh) Wärme ausgekoppelt werden, insgesamt also nahezu 500 Mio. kWh. Zur Versorgung der östlichen Hafencity reicht die Wärme aus einem Strang aus, weswegen zunächst einmal nur ein Strang umgebaut wird. „Wir könnten deutlich mehr Fernwärme für die Stadt Hamburg liefern und damit sogar bis zu 140.000 Tonnen CO2 jährlich einsparen“, erläutert Jürgen Schachler, Vorstandsvorsitzender von Aurubis. „Dafür sind derzeit jedoch noch nicht die technischen, finanziellen und vertraglichen Grundlagen gelegt. Wir sind an einer Lösung sehr interessiert und arbeiten intensiv daran.“
Neue Lösungen zur urbanen Wärmeversorgung
In der ersten Stufe liefert Aurubis nun die Abwärme aus einem Strang. enercity versorgt so zukünftig die Hafencity Ost fast ausschließlich mit industrieller Abwärme von Aurubis. Jens Kerstan, Senator für Umwelt und Energie, erklärt: „Wir wollen in Hamburg zeigen, wie die Energiewende bei der Wärmeversorgung funktioniert. In unserer Strategie spielt die Nutzung von industrieller Abwärme eine große Rolle. Und deshalb fördern wir diese auch. Die Vereinbarung zwischen enercity und Aurubis für die Versorgung der östlichen Hafencity bringt uns bei der Wärmewende einen großen Schritt weiter. Erstmals wird ein ganzer Stadtteil nahezu vollständig mit Abwärme aus der Industrie versorgt werden. Das Projekt zeigt, dass der urbane Raum zwar große Herausforderungen an den Klimaschutz stellt, aber eben auch besonders konstruktive und kooperative Lösungswege anbietet.“
„Ich freue mich sehr, dass wir mit der Nutzung industrieller Abwärme zur nachhaltigen und klimaschonenden Wärmeversorgung in Hamburg beitragen. Das Projekt ist in seiner Größenordnung einzigartig und setzt neue Maßstäbe für zukünftige Wärmeversorgungen in Städten. Denn gerade im urbanen Raum sind die Herausforderungen der Energiewende enorm. Für uns bei enercity ist es wichtig, solche Projekte wie dieses mit und für unseren Kunden umzusetzen“, so Dr. Susanna Zapreva, Vorstandsvorsitzende von enercity, zu dem Projekt. „Die intelligente Nutzung bestehender Energiequellen vor Ort zeigt beeindruckend, wie die urbane Energiewende gelingen kann.“
Jürgen Schachler ergänzt: „Es ist Aurubis und auch mir persönlich ein wichtiges Anliegen, dass wir alles dafür tun, um ressourcenschonend zu wirtschaften. Nach unseren üblichen Investitionsmaßstäben wäre dieses Projekt nicht wirtschaftlich für uns.“ Trotzdem habe sich der Konzern für die Wärmeauskopplung entschieden. „Es wäre aber für uns und sicher auch für andere Industrieunternehmen leichter, sich für die Auskopplung industrieller Abwärme zu entscheiden, wenn entsprechende Anreize geschaffen werden würden“, so der Aurubis-Vorsitzende weiter. „Denn im Rahmen des Emissionshandels benötigen wir Zertifikate für jede Tonne CO2, die wir emittieren, erhalten aber keine Kompensation, wenn wir auf diesem Wege CO2-Ausstöße in den Haushalten reduzieren.“
Investitionen der Unternehmen werden öffentlich gefördert
Die Wärmeauskopplung soll im April 2018 in Betrieb gehen. Bis dahin werden die Vertragsparteien die notwendigen Baumaßnahmen vornehmen, um die Fernwärme für die Hafencity Ost liefern zu können. Aurubis investiert rund 17 Mio. € für den Umbau der Anlagen sowie die Verlegung der Wärmeleitung an die Werksgrenze. enercity Contracting Nord wird eine neue Wärmetransportleitung (Fernwärmetrasse) von der Übergabestelle am Aurubis-Werk bis in die Hafencity verlegen. An der Wärmetrasse wird eine neue Energiezentrale das betriebsbedingt schwankende industrielle Wärmeaufkommen für die Fernwärmeversorgung ausgleichen. Die Investitionskosten für die Energiezentrale und die Wärmetransportleitung der enercity Contracting Nord belaufen sich auf rund 16 Mio. €.
Aurubis wird Fördermittel in Höhe von rund 30 Prozent der Investitionen aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erhalten. enercity Contracting Nord sind Fördermittel in ähnlicher Größenordnung aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) über das Förderprogramm der Behörde für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg (BUE) sowie ebenfalls des BMWi in Aussicht gestellt. Die vereinbarte Fernwärmelieferung gehört als eines von zehn Fallbeispielen zum Projekt „Leuchttürme energieeffiziente Abwärmenutzung“ der Deutschen Energie-Agentur (dena).
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Angela Seidler
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